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NBA Finals – Vorteil Pacers: OKC schluckt seine eigene Medizin – NBA – Basketball – diesportexperten.de


1. OKC schluckt die eigene Medizin

Mark Daigneault hatte vor Spiel 3 noch gewarnt. Es werde so viel über die Defense seines Teams gesprochen, sagte der Thunder-Coach – die der Pacers sei aber ebenfalls exzellent. In dieser Partie konnte Indiana den Beweis dafür nun über ein ganzes Spiel erbringen.

Insbesondere ab dem zweiten Viertel begegnete Indiana den Thunder mit einem enormen Druck, verteidigte physisch über den gesamten Court, oft am Rande der Legalität. Freie Abschlüsse am Korb gab kaum für OKC, stolze elf Blocks verzeichneten die Pacers insgesamt.

Shai Gilgeous-Alexander, der über die ersten beiden Spiele 72 Punkte erzielt hatte, musste für seine 24 Zähler hart arbeiten, kam kaum an die Linie (5/6 FT) und konnte die Defense auch nicht wie in Game 2 mit seinem Passing sezieren. „Sie waren aggressiv, standen höher im Pick’n’Roll. Sie haben mit mehr Wucht gespielt“, sagte SGA.

Auch die Hilfe bei seinen Post-Ups kam diesmal schneller und disziplinierter – SGA musste viele Entscheidungen unter größtem Druck treffen, was zu einigen Ballverlusten führte. Es gelang den Thunder gerade im Halbfeld sehr selten, den Ball mal flüssig über mehrere Stationen laufen zu lassen.

NBA Finals: Die Serie im Überblick

Was ein wichtiges Stichwort ist. Bekanntermaßen besteht eine der größten Stärken der Thunder darin, gegnerische Ballverluste zu erzwingen. In dieser Partie leisteten sie sich selbst 17 (Shai: 6), ihr Höchstwert in diesen Playoffs.

Indiana generierte 21 Punkte daraus, schaffte es immer wieder, das gegnerische Momentum zu brechen, und kam besser als zuvor in der Serie ins Laufen (17 Fastbreak-Punkte), wodurch die Pacers insgesamt wieder etwas mehr aussahen wie sie selbst als in den ersten beiden Spielen.

Das gesamte Team arbeitete dafür, ganz besonders stach allerdings T.J. McConnell heraus, der allein 5 Steals (in 15 Minuten!) verzeichnete und dreimal direkt nach gegnerischem Einwurf den Ball klaute. Indiana wirkte insgesamt wie das etwas wachere und frischere Team, und niemand verkörperte das so sehr wie der Backup-Guard.

„Seine Energie ist unglaublich“, schwärmte Tyrese Haliburton. „Er ist definitiv ein Publikumsliebling, er schafft es, Energie in dieses Gebäude zu bringen. Die Leute lassen sich davon anstacheln. Und auch wir haben uns von ihm anstacheln lassen.“

Ein X-Faktor für die Pacers: T.J. McConnell
Ein X-Faktor für die Pacers: T.J. McConnell Alonzo Adams-Imagn Images

2. Die Pacers-Bank gewinnt das Spiel

McConnell war einer der Helden von der Bank, aber er war nicht der einzige. Obi Toppin zeigte über das Spiel etwas Licht und Schatten, war im vierten Viertel aber mit spielentscheidend, als er unter anderem binnen 30 Sekunden einen Defensiv-Rebound in Traffic holte, auf der anderen Seite einen Fehlwurf von Haliburton in den Korb rammte und dann einen Layup von Jalen Williams blockte.

Toppin kam am Ende auf acht Punkte, sechs Rebounds, zwei Blocks, einen Plus/Minus-Wert von +18 in 28 Minuten, Bestwert unter allen Spielern auf dem Court. Den Game-Ball bekam am Ende vermutlich trotzdem weder er noch McConnell (10 Punkte, 5 Assists, 5 Steals, +12). Es gab schließlich auch noch Bennedict Mathurin.

Der Kanadier hatte auch in Spiel 2 bereits ein ordentliches Scoring Game hingelegt. In dieser Partie explodierte er: 27 Punkte legte Mathurin in bloß 22 Minuten auf, traf 9/12 aus dem Feld und 7/8 von der Freiwurflinie. Seit Jason Terry (Dallas Mavericks) im Jahr 2011 hat kein Bankspieler in den Finals mehr so viele Punkte aufgelegt.

Mathurin scorte aus allen erdenklichen Situationen. Nach Cuts am Korb, per Pullup aus der Midrange, per Spotup-Dreier, mit dem Drive, mit einem wilden Floater aus der Isolation – in diesem Spiel fand OKC auf sein Shotmaking nie eine gute Antwort. Und Mathurin schaffte es dabei, nicht zu überdrehen.

„Er hat ein Big Play nach dem anderen gemacht. Das ist das Großartige an den Finals, in einem Team mit so viel Tiefe kann jeder das Spiel zu seinem Spiel machen“, sagte Haliburton. „Das ist die Energie, die Mentalität, die wir von ihm sehen wollen“, ergänzte Pascal Siakam. „Wenn er so drauf ist, sieht für ihn alles so einfach aus.“

Es ist ein altes Klischee, dass Rollenspieler in den Playoffs zuhause besser spielen. In diesem Spiel schien es sich zu bestätigen, gerade auf die Bank bezogen: Die Pacers bekamen insgesamt 49 Bankpunkte, bei OKC waren es 18. Erstmals in dieser Serie wurden die Minuten ohne Haliburton nicht verloren, sondern mit +8 deutlich gewonnen.

3. Haliburton hat die Kritik gehört

Dennoch hatte auch der beste Spieler einen großen Einfluss auf diesen Sieg. Haliburton schien die Kritik an seinem Auftritt in den ersten beiden Spielen gehört zu haben, wirkte früher im Spiel engagierter, ohne dabei die Balance zu verlieren. Die 17 Würfe, die er nahm, sind für einen Superstar noch immer nicht viel, aber Haliburton ist eben sein eigener Spielertyp.

„Ty muss er selbst sein“, sagte Siakam. „Er muss immer er selbst sein, wenn er auf dem Court steht. Er kann das Spiel auf so vielen Wegen beeinflussen. Deswegen mache ich mir nicht so viele Sorgen um sein Scoring, ich weiß, dass er immer das richtige Play machen wird. Wenn er es darauf anlegt, weiß ich, dass etwas Gutes passieren wird.“

Trotz seiner vier Ballverluste schien der All-Star sich gegen den defensiven Druck der Thunder etwas wohler zu fühlen. Häufiger fand er den Weg Richtung Zone oder zumindest in die Floater-Range, von der aus er wie im vierten Viertel von Spiel 2 mehrfach erfolgreich abschloss.

4/8 Dreiern traf er ebenfalls – Hali übertrieb es nicht mit seiner Aggressivität, nahm aber mehr als zuvor die Möglichkeiten wahr, die sich ihm boten. Und vergaß dabei nicht die Teammates: Elf Assists spielte er insgesamt, einige davon in Transition, gerade zum Ende des Spiels hin aber auch mehrfach aus Pick’n’Roll-Situationen mit Myles Turner, die zuvor nicht immer produktiv genug gewesen waren.

Unterm Strich zeigte Haliburton – der auch defensiv mehrfach gute Plays als Helper verzeichnete – eine dieser Leistungen, mit denen Indiana fast immer gewinnt. Ihre Bilanz in Regular Season und Playoffs steht nun bei 20-1, wenn er wenigstens 20 Punkte und 10 Assists auflegt. Sie werden noch wenigstens zwei dieser Leistungen brauchen.

4. Indiana macht den MVP mürbe

Trotz all der Dinge, die Indiana in dieser Partie richtig machte, hätte dieses Spiel gut und gerne an OKC gehen können. Zu Beginn des vierten Viertels führten die Thunder mit fünf Punkten, hatten bis dahin auf jeden Lauf der Pacers eine gute Antwort und absolut die Möglichkeit, die Kontrolle über die Serie zu übernehmen.

Stattdessen spielte OKC ein offensiv richtig schwaches viertes Viertel. Die Pacers waren präsenter, holten mehr Rebounds, die 50/50-Balls, blockten allein in diesem Durchgang fünf Würfe (Turner: 3). Der Durchgang ging mit 32:18 an Indiana, was nicht zuletzt daran lag, dass auch SGA keine Körner mehr hatte (3 Punkte, 1/3 FG).

Die Pacers hatten ihren Anteil daran. Einerseits, weil sie SGA fast über die gesamte Partie über den Court jagten und direkt nach dem Einwurf aufnahmen, weshalb die Ballhandling-Pflichten oft an Alex Caruso oder Jalen Williams gingen und der Ball Gilgeous-Alexander dann erst im Halbfeld fand.

Shai Gilgeous-Alexander hatte in Spiel 3 einen schweren Stand.
Shai Gilgeous-Alexander hatte in Spiel 3 einen schweren Stand. Kyle Terada-Imagn Images

Andererseits aber auch deshalb, weil Shai mehr als zuvor Teil des offensiven Game-Plans der Pacers war. Von Beginn des Spiels an schien es eine Priorität zu sein, Shai zu finden – direkt die ersten beiden Pacers-Field-Goals etwa entstanden aus Post-Ups von Siakam gegen Shai. Über das gesamte Spiel ging der Ball immer wieder zu dem Akteur, der gerade von SGA verteidigt wurde.

Nun ist Shai beileibe kein schlechter Verteidiger – in der Thunder-Defense gibt es nur eben nicht allzu viele Lücken, die attackiert werden können. Und Shai ist ein besserer Off-Ball-Helper als On-Ball-Stopper, was sich auch beim vorentscheidenden Layup von Siakam zeigte, als dieser am Ende nur einen Schritt schneller sein musste als SGA.

Selbst wenn Gilgeous-Alexander defensiv oft seinen Mann stand und drei Blocks verzeichnete – Teil des Plans dürfte gewesen sein, ihn mürbe zu machen, seine Beine schwerer zu machen. Im vierten Viertel schien sich das auszuzahlen, die 42 harten Minuten zehrten am MVP.

Nun wird sich zeigen, wie seine Reaktion darauf ausfällt. Spiel 4 kommt nach nur einem Tag Pause, mit Sicherheit wird Indiana auch dann wieder versuchen, das Tempo möglichst hochzuhalten und Shai unter Druck zu setzen.

„Es fängt bei mir an“, kündigte SGA an. „Wir müssen ihnen diesen Druck zurückgeben, das Team sein, dass mit mehr Wucht agiert. Ich werde das Tape studieren, alles aufräumen und versuchen, im nächsten Spiel besser zu sein.“

© – by kicker.de

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