Immer Mensch geblieben - kicker

Immer Mensch geblieben – kicker – NBA – Basketball – diesportexperten.de



Er ist derzeit die größte Trainerlegende der NBA, nun hat er seine Karriere beendet: Gregg Popovich. Über einen Mann, der dem Sport sehr viel gegeben hat und sich trotz allen Erfolgs immer selbst treu blieb.


Coach Pop im Gespräch mit Manu Ginobili und Tony Parker.

imago/Agencia EFE


„Er ist eine Inspiration für alle von uns“, sagte Steve Kerr, Trainer der Golden State Warriors, vor ein paar Jahren über Popovich und trifft den Nagel damit komplett auf den Kopf. Die Legende der San Antonio Spurs, die nicht mehr an die Seitenlinie zurückkehren wird und stattdessen die Rolle als Team-Präsident übernimmt, ist ein Trainer, der den Sport geprägt hat. Für immer werden Trainer sich an ihm orientieren, für immer wird er einer der Besten seiner Zunft sein.


„Jeder Trainer der Liga hat Pop über die Jahre zugeschaut. Er ist ein Mentor für mich und ein Leader für alle von uns. Für mich ist es einer der Menschen in meinem Leben, mit dem meisten Einfluss. Pop ist unglaublich“, schwärmt Kerr weiter. Der Trainer ist nur einer von vielen, von sehr vielen, der so über den Macher der San Antonio Spurs redet.


Er liebt die Menschen und kümmert sich um sie. Er will eine Beziehung zu den Menschen aufbauen.



„Er ist ein unglaubliches Vorbild für alle von uns. Seine große Gabe war es, dass er jedem das Gefühl gegeben hat, gebraucht zu werden. Er hat einen riesengroßen Einfluss auf alle Trainer“, sagte zum Beispiel Miamis Coach Erik Spoelstra, der zweimal in den NBA-Finals gegen Popovich spielte. Und Jason Kidd, Coach der Dallas Mavericks, fügt an: „Die größte Sache an Pop ist seine Menschlichkeit. Er liebt die Menschen und kümmert sich um sie. Er will eine Beziehung zu den Menschen aufbauen.“

Teambasketball in Perfektion


Es sind nur ein paar Zitate, die zeigen, was für ein Trainer, ja was für ein Mensch Gregg Popovich ist. Bei ihm steht der Mensch im Vordergrund, nicht der Spieler. Er hat seine Teams nie auf den Superstars aufgebaut, es kam auf das Kollektiv an. Teambasketball wurde wohl von kaum einem Trainer so geprägt wie vom Mann der San Antonio Spurs. Viel schöner als 2014 die Texaner kann man dieses Spiel wohl kaum praktizieren.

Erste NBA-Station im Jahr 1988


Als Sohn einer kroatischen Mutter sowie einem serbischen Vater war Popovich die ganz große Spielerkarriere verwehrt geblieben. Er erwarb seinen Hochschulabschluss an der United States Air Force Academy, wo er auch Basketball spielte. Nach seinem Abschluss diente er fünf Jahre dem Militär und reiste als Mitglied der Basketballauswahl der US-Streitkräfte durch Osteuropa. 1973 kehrte er als Assistenztrainer an die Air Force Academy zurück. Er blieb dort sechs Jahre, in denen er auch seinen Master machte. 1979 wurde er Cheftrainer der Pomona-Pitzer (Kalifornien).


Den NBA-Fans kam Popovich dann erstmals 1988 unter die Fittiche, als er als Assistenztrainer der San Antonio Spurs anfing. Nach einer weiteren Station als Assistenz bei den Golden State Warriors kehrte der geniale Kopf 1996 zurück nach San Antonio und übernahm dort als Cheftrainer – diesen Posten hatte er durchgehend bis heute inne.

Coach Pop und sein geniales Trio


1997 dann der wohl entscheidende Meilenstein in der Karriere von Popovich, denn die Texaner drafteten Franchise-Player Tim Duncan. Er war der wichtigste Spieler in der Karriere des Trainerfuchses, beide pflegten ein Vater-Sohn-Verhältnis.



Verstehen sich blendend: Tim Duncan und Gregg Popovich.
IMAGO/Newscom World


Zwei Jahre später wurden die Spurs zum ersten Mal Meister. Dann kamen auch Tony Parker und Manu Ginobili dazu. Aus diesen beiden und Duncan machte Coach Pop eines der besten Trios der NBA-Geschichte. Weitere viermal holte San Antonio die Meisterschaft (2003, 2005, 2007, 2014), alle fünf bis heute errungenen Titel für die Franchis gab es somit unter Popovich.


Der grauhaarige Coach, dem bei den Spielen so gut wie nie ein Lächeln über das Gesicht huscht, wurde dreimal zum Trainer des Jahres ausgezeichnet und hat über 1400 Siege mit den Spurs geholt – kein anderer NBA-Trainer verbuchte in seiner Karriere mehr Siege. Garniert wird die sensationelle Karriere von Popovich mit Olympiagold 2020 mit den USA.

Der Respekt ist riesig



Gregg Popovich holte mit den USA Olympia-Gold.
imago images/Xinhua


„Er hat mir beigebracht, ein Leader zu sein. Er passt auf uns auf, nicht nur als Coach, sondern auch auf persönlicher Ebene“, sagte Duncan. „Wir schätzen ihn alle sehr“, fügt Ginobili an. Und Parker ergänzt: „Er ist ein Wettkämpfer, er will gewinnen. Er hat mir sehr geholfen, als Mann und als Basketballspieler zu wachsen.“ Es gibt so viele mehr Zitate von den drei Spielern über ihren Coach, ihren Mentor, ihren Lehrmeister. Bei jeder Veranstaltung nach der Karriere, wie beispielsweise den Jersey-Retirements oder der Aufnahme in die Hall of Fame ist zu hören, wie groß der Respekt voreinander ist. Aus Trainer und Spieler wurden Freunde – und das bis weit über die Karriere hinaus.

„Das ist einfach unvorstellbar“


Ein weiterer Fakt, falls es diesen denn noch braucht, der zeigt, wie besonders der Mensch Popovich ist, ist folgender: Der Coach wurde erst 2023 in die Hall of Fame aufgenommen, dies hätte allerdings schon weit früher passieren können, doch der Coach wollte erst in die Hall of Fame nach der Aufnahme von Tony Parker, dem letzten seiner Starspieler. Er nimmt sich eben nicht so wichtig, sein Team ist alles für ihn. Bei seiner Rede sagte der überwältigte Popovich dann ganz bescheiden: „Das ist nichts, worüber du nachdenkst, wenn du aufwächst, das ist einfach unvorstellbar.“


Unvorstellbar, aber nach dieser Karriere auch unumgänglich. Die Frage nach dem größten aller Zeiten ist immer schwer zu beantworten. Der erfolgreichste Trainer nach Siegen ist Popovich ganz faktisch. Aber wenn man Gregg Popovich als den größten NBA-Trainer aller Zeiten bezeichnet, werden wohl nur ganz wenige widersprechen.


Nun ist die Karriere vorbei. Eine einzigartige Karriere, die es so nie wieder geben wird. Man kann also nur den Hut vor dem Mann ziehen, der nie zimperlich, aber immer fair mit seinen Spielern umging. Thank you, Coach Pop!

© – by kicker.de

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published. Required fields are marked *.

*
*
You may use these <abbr title="HyperText Markup Language">HTML</abbr> tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>