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Frauen-Basketball-EM – Deutschlands Dreierkönigin Bessoir: „Sie spielt einfach großartig“ – NBA – Basketball – diesportexperten.de


Minute fünf im Spiel gegen Spanien. Flügelspielerin Emily Bessoir gleicht mit dem ersten Dreier der Partie auf 10:10 aus. Damit leitet sie die – wenn auch nur kurz andauernde – erste und einzige deutsche Führung durch Alexis Peterson ein, die an diesem Tag ihren 30. Geburtstag feiert. Mit ihrem nächsten Dreier bringt Bessoir Deutschland fünf Minuten später wieder ran, nachdem Spanien kurzzeitig mit sieben Punkten davongezogen war.

Am Ende ging die Partie zwar deutlich mit 79:60 verloren, doch eines ist unumstritten: Emily Bessoir ist zurück – beinahe stärker denn je, wie es scheint. „Sie ist auf dem Weg zurück zu der Form, in der sie vor zwei Jahren war, als sie eine so große Rolle in diesem Team spielte“, bestätigt auch Bundestrainerin Lisa Thomaidis, die beeindruckt ist, wie sich Bessoir zurückgekämpft hat. „Sie spielt einfach großartig.“ Im Spiel gegen Schweden gelangen der 23-Jährigen drei von vier Würfen von der Dreipunktelinie, insgesamt machte sie 13 Punkte. „Sie wirft offene Dreier, wenn wir sie brauchen“, weiß auch Thomaidis.

Im Spiel gegen Spanien punktete Bessoir ebenfalls zweistellig, auch wenn im weiteren Spielverlauf die versuchten Dreier nicht mehr reingehen. Ein zweistelliger Score war ihr in den sieben vorangegangenen Pflichtspielen für Deutschland nur ein einziges Mal gelungen. Nun ist die Münchnerin wieder voll im Fokus und dürfte auch im Spiel gegen Großbritannien mit ihrer Größe, Zweikampfstärke und ihrem starken Wurf eine wichtige Rolle spielen.

Bessoir hatte bei den Olympischen Spielen primär eine Statistenrolle inne.
Bessoir hatte bei den Olympischen Spielen primär eine Statistenrolle inne. IMAGO/camera4+

Ohne Kreuzband zu Olympia

Dabei darf man nicht vergessen: Bessoirs Weg zur EuroBasket war lang und schwer. Im November 2023 erlitt sie ihren zweiten Kreuzbandriss, der eigentlich das Aus für Olympia bedeutet hätte. Allerdings nicht für Emily Bessoir. Die Münchnerin spielte trotzdem für Deutschland in Paris – ohne Kreuzband. Zwar bekam sie nur wenige Minuten auf dem Platz, aber sie spielte. Später wurde sie operiert und musste sich erneut zurückkämpfen. Die Frage, ob sie in einem so physischen Spiel wie am Freitagabend gegen Spanien manchmal an ihr Knie denke, verneint Bessoir klar: „Wenn ich das tun würde, dürfte ich bei der EM gar nicht mitspielen.“

Um nach der Reha für die Europameisterschaft fit zu werden, war die 1,92 Meter große Spielerin zuletzt bei den TK Hannover Luchsen unter Vertrag gestanden – ohne ein Spiel absolviert zu haben. Im Training aber gab Bessoir alles und setzte ihr Knie ersten Belastungstests aus. Es hielt – und Bessoir konnte den Fokus auf die EuroBasket legen. In den vier Testspielen vor Turnierstart machte sie insgesamt 45 Punkte und zeigte klar, dass sie für den nächsten Höhepunkt ihrer Karriere bereit war.

Bessoir genießt nun das Heimspiel in Hamburg, unter anderem ihre Partnerin und 3×3-Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst ist in der Arena und feuert sie an. Zusätzlichen Druck durch die vielen Fans verspürt Bessoir nicht. „Ich versuche aber, nicht zu lange auf Social Media zu sein und fokussiere mich lieber darauf, was um mich herum passiert.“ Mit ihrem Auftakt gegen Schweden war die 1,92 Meter große Flügelspielerin zufrieden, wusste aber am Donnerstag schon, dass Spanien ein ganz anderer Gegner sein werde.

Wurde er. „Das war ein super physisches, super schnelles Spiel“, sagt Bessoir hinterher. „Die Spanierinnen haben aus all unseren Fehlern profitiert.“ Zwar konnte Deutschland zunächst gut mithalten, doch gerade in der zweiten Halbzeit häuften sich die Fehler in der Abwehr und in der Offensive konnten Chancen nicht genutzt werden. Bessoir versuchte es noch fünfmal mit einem Dreier, konnte aber nur noch unter dem Korb punkten.

Wechsel nach Spanien klargemacht

Wie physisch das Spiel war und wie hart auch die Spanierinnen in die Partie gegen Deutschland gingen, war unter anderem daran zu sehen, dass Spaniens Elena Buenavida bereits nach knapp 13 Minuten mit fünf persönlichen Fouls die Partie verlassen musste. Sie und Awa Fam spielten zuletzt beide beim spanischen Erstligisten Lointek Gernika Bizkaia. Dorthin wird zur kommenden Saison auch Bessoir wechseln und sich den Traum vom europäischen Ausland erfüllen. Beim spanischen Team wird sie als „eine der vielversprechendsten Spielerinnen im deutschen Basketball“ gehandelt. Den Grundstein dafür hat Bessoir, deren Vater Bill bereits selbst Profi-Basketballer war, in ihren vier Jahren am College für die UCLA Bruins gelegt. Nach dieser Zeit hätte der WNBA-Draft folgen können – doch dann bremste die Knieverletzung sie aus.

Das Knie spielt keine Rolle mehr, der Fokus liegt jetzt für die teamorientierte, ruhige Spielerin auf dem entscheidenden Match gegen Großbritannien. Dort sieht die Bundestrainerin sie aber nicht nur an der Dreierlinie. „Sie hilft uns in der Defense und holt Rebounds. Wir lieben auch einfach ihre Länge.“ Die 1,92 Meter werden gegen Großbritannien nötig sein, denn auch Team GB hat mit Cheridene Green und Temi Fagbenle große Spielerinnen auf dem Parkett. Doch mit Talenten wie Bessoir kann am Sonntagabend (18 Uhr) in der Hamburger Inselparkarena der Traum von einer EM-Medaille weiterleben.

© – by kicker.de

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