Fünf Verfolger auf Jagd nach den Eisbären – NHL – Eishockey – diesportexperten.de
Die DEL startet am Dienstagabend (19.30 Uhr, live und kostenlos bei MagentaSport) mit dem Spiel zwischen Meister Berlin und Aufsteiger Dresden in die Saison 2025/26. Im Titelrennen gibt es erneut nur einen großen Favoriten, aber mehrere ambitionierte Verfolger. Eine Vorschau…
Eisbären Berlin
Personal: Mit Markus Vikingstad (Bremerhaven) und Andreas Eder (München) kamen nur zwei neue Spieler von außerhalb hinzu. Kein Wunder, wenn man bereits über einen derart starken und erfolgreichen Kader verfügt wie die Hauptstädter. Ein wenig schmerzen allerdings die Abgänge der beiden U-23-Spieler Maxim Schäfer und Elias Schneider, die beide über einiges Potenzial verfügen, aber in der kanadischen Juniorenliga (jeweils in der Quebec Major Junior Hockey League) auf deutlich mehr Eiszeit für ihre weitere Entwicklung hoffen. Schäfer war im Sommer sogar im NHL Draft von den Washington Capitals ausgewählt worden.
Stärken & Schwächen: Vor allem dank eines herausragenden Angriffs mit 203 Toren, der auch in den Playoffs von den Gegnern kaum in den Griff zu bekommen war – die drei 7:0-Siege in den letzten drei Finalspielen gegen Köln lassen grüßen -, waren die Eisbären 2024/25 das alles überragende Team in der DEL und sicherten sich die vierte Meisterschaft in den letzten fünf Jahren. Der Kader ist auf nahezu allen Positionen mit deutschen Nationalspielern oder für die Liga qualitativ hochklassigen Importspielern besetzt. Hinzu kommt auf mentaler Ebene längst ein gewisses Meister-Gen.
Peilen mit den Eisbären Berlin den Titelhattrick an: Eric Hördler (li.) und Korbinian Geibel (Mi.).
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Besonderes: Vier der letzten fünf DEL-Titel gingen an die Eisbären, lediglich unterbrochen von 2023, als die Berliner völlig überraschend nur auf Rang elf nach der Hauptrunde landeten und so die Playoffs verpassten. Es war das Jahr, in dem Nationalverteidiger Kai Wissmann bei den Providence Bruins (AHL) in der Organisation der Boston Bruins um eine NHL-Chance spielte. Nun fehlt der 28-Jährige, der nach seiner Rückkehr aus Nordamerika zum Eisbären-Kapitän ernannt wurde, aufgrund einer Achillessehnenverletzung wohl bis ins neue Jahr. Ein schlechtes Omen für den Topfavoriten?
kicker-Tipp: Der Titelkampf führt auch 2025/26 nur über die Eisbären. Einzig, falls Wissmanns Fehlen auch nur annähernd starke Konsequenzen wie 2022/23 hätte, könnte für die Konkurrenz eine Tür zur Meisterschaft aufgehen.
Kölner Haie
Verstärkte die finnische Gemeinde bei den Kölner Haien im Sommer: Offensivverteidiger Oliwer Kaski.
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Personal: Trotz des nicht unbedingt erwarteten Finaleinzugs im Frühjahr bauten die Haie den Kader im Sommer auf einigen Positionen um. Vor allem mehr Tiefe stand auf der Wunschliste von Chefcoach Kari Jalonen. Mit Justin Schütz verlor Köln seinen besten Punktesammler der Hauptrunde eher unfreiwillig gen Mannheim, Power Forward Alexandre Grenier (heuerte letztlich in Augsburg an), der insgesamt die meisten Zähler sammelte und vor allem in den Playoffs brillierte, wurde auf Suche nach einem anderen Spielertyp freiwillig ziehen gelassen.
Im Gegenzug kamen mit dem dänischen Nationalspieler Patrick Russell sowie Nate Schnarr und zuletzt auch Tanner Kero drei durchaus namhafte Importstürmer neu hinzu. In der Abwehr vergrößerten Valtteri Kemiläinen und Oliwer Kaski die finnische Exklave in Köln noch einmal prominent. Torjäger Dominik Bokk, der schon im Juniorenbereich bei den Junghaien aktiv war, kehrte (aus Frankfurt) in die Domstadt zurück. Im Tor ließ man Julius Hudacek (zu Aufsteiger Dresden) ziehen, Felix Brückmann (kam aus Mannheim) übernimmt gemeinsam mit Tobias Ancicka zwischen den Pfosten.
Stärken & Schwächen: In der Hauptrunde fanden die Haie in vergangenen Saison erst relativ spät zu Konstanz und sicherten sich so noch die direkte Playoff-Teilnahme. Während der Abgang des starken Hudaceks ein kleines Fragezeichen im Tor hinterlässt, haben sich die Kölner in Sachen Kadertiefe, aber auch Physis und Stärke gerade auf der Center-Position noch einmal verbessert. Dass Louis-Marc Aubry nun – wie bereits zuvor in Mannheim Neuzugang Ryan MacInnis – mit deutschem Pass auffläuft, vergrößerte die Möglichkeiten zudem.
Besonderes: Ob in der Top-Liga seiner Heimat Finnland, in der AHL, in der KHL und auch in Schweden – überall erzielte Neuzugang Kaski als Verteidiger in einer Saison schon mehr als zehn Tore, was ihn auch interessant für die NHL machte. Doch kaum einmal blieb der 30-Jährige über längere Zeit verletzungsfrei. 2024/25 im Trikot von HV71 Jönköping kam Kaski sogar nur auf einen einzigen Saisoneinsatz. Sollte er aber auch in der DEL die Zehn-Tore-Marke knacken, dürfte sich seine Verpflichtung für den Vorjahresfinalisten schon gelohnt haben.
kicker-Tipp: Falls das Duo Ancicka und Brückmann gut funktioniert, spricht wenig dagegen, dass der Vizemeister sich bereits in der Hauptrunde verbessert zeigt – und auch insgesamt erneut zum Herausforderer Nummer eins der Eisbären erwächst.
EHC Red Bull München
Wird er auch in München zum Torjäger par excellence? Jeremy McKenna.
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Personal: Für Münchner Verhältnisse gestaltete sich der personelle Umbruch im Sommer mit zehn neuen Spielern recht groß. Gleich fünf neue Spieler kamen auf den Importpositionen – Ryan Murphy (Salzburg), Ex-NHL-Akteur Dillon Heatherington in der Abwehr, dazu Torjäger Jeremy McKenna (Nürnberg), Gabriel Fontaine von Meister Berlin sowie Führungsspieler Brady Ferguson (aus Schweden).
Auf dem Sektor der deutschen Spieler holte sich der EHC mit Fabio Wagner den langjährigen Kapitän des oberbayerischen Rivalen ERC Ingolstadt, dazu auch Stürmer Luis Schinko aus Wolfsburg. Der punktbeste Verteidiger des Vorjahres, Jon Blum, heuerte beim HC Pustertal in der ICEHL an. Eine Hiobsbotschaft ereilte den Klub in der Vorbereitung: Mit Abwehrspieler Will Butcher fällt ein prominenter Akteur auf unbestimmte Zeit aus.
Stärken & Schwächen: Über lange Jahre hinweg war München für unermüdliches Forechecking und viel Tempo bekannt. Zwar änderte sich diese Grundausrichtung auch in den letzten Jahren kaum, doch die spielerische Dominanz fehlte bei Red Bull an vielen Abenden auch der Saison 2024/25. Insgesamt scheint der Kader nun durch die Neuzugänge tatsächlich wieder ein wenig mobiler geworden. Trotz des Butcher-Ausfalls verfügt man zudem über viele Alternativen.
Besonderes: Neu in München ist der Coach, auch wenn er ein Vertrauter in der Red-Bull-Welt ist. Oliver David kam 2023 aus Biel zu seinem ersten Job als Cheftrainer im Profi-Bereich zum Münchner Partnerklub in Salzburg – und führte diesen prompt zu zwei ICEHL-Meisterschaften in Folge. Nun soll er auch dem großen Bruder in der DEL wieder den Titel bescheren.
Gelingt dies, würde der 47-jährige US-Amerikaner in große Fußstapfen treten. Denn den Umweg über Salzburg hatte auch Meistertrainer Don Jackson einst genommen, ehe er nach München kam – zu diesem Zeitpunkt allerdings schon als hoch dekorierter Titelsammler mit den Eisbären zuvor.
kicker-Tipp: Auf dem Papier hat München wieder einen Schritt in Richtung Spitze getan. Ob dieser aber schon wieder für ganz oben reicht, scheint allerdings fraglich.
ERC Ingolstadt
Hat das Zeug dazu, zu einem Top-Neuzugang in der DEL zu werden: Ingolstadts Riley Barber.
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Personal: Beim Hauptrunden-Champion von 2024/25 gab es einige Veränderungen. In Wojciech Stachowiak verloren die Schanzer einen der besten deutschen DEL-Spieler nach Nordamerika. Mit Kapitän Wagner ging ein Leader nach München. Die beiden 35-jährigen langjährigen Führungsspieler Matt Bodie und Wayne Simpson hörten auf. Auch im Tor ging mit Michael Garteig (nach Augsburg) nach längerer Verletzung eine etablierte Kraft des ERC, der nachverpflichtete Playoff-Goalie Christian Heljanko kehrte nach Finnland zurück.
Bei den Neuen setzte man auf Verjüngung und Blutauffrischung: So soll im Tor der erst 23-jährige Kanadier Brett Brochu gemeinsam mit Devin Williams für Sicherheit sorgen. Mit Peter Abbandonato und gerade auch Riley Barber im Sturm sowie Chris Jandric in der Abwehr gelangen zudem spielstarke Verpflichtungen mit dem Ziel, die prominenten Abgänge zu ersetzen.
Stärken & Schwächen: Spielerische Dominanz mit blitzschnellem Aufbau durch die neutrale Zone mit enormem Tempo auf der gesamten Eisfläche machten Ingolstadt in der Hauptrunde 2024/25 zum besten Team der DEL. In den Playoffs fehlte es in manchem Moment indes ein wenig an Physis und defensiver Stabilität. Durch die Neuzugänge scheint der ERC zwar spielerisch kaum verloren zu haben, die Abgänge vieler Führungsspieler aber hinterlassen eine Lücke.
Besonderes: Einen Neuzugang wie ihn sieht man in der DEL mittlerweile nur noch selten. Der technisch hoch veranlagte Barber hat NHL-Vergangenheit und ist mit 31 Jahren noch nicht über seinen Zenit hinaus. In den letzten beiden Spielzeiten erzielte der schussstarke US-Amerikaner in der KHL jeweils über 30 Scorerpunkte. Spieler mit diesem Profil spielen normalerweise in Ligen, in denen mehr Geld als in der DEL gezahlt wird. Wohl auch aufgrund frei gewordener Mittel durch den Abgang von Stachowiak könnten die Ingolstädter nun einen Torjäger verpflichtet haben, der das Zeug dazu hat, zum besten Neuzugang der Saison 2025/26 zu avancieren.
kicker-Tipp: Ingolstadt dürfte weiter zu den spiel- und offensivstärksten Mannschaften der Liga gehören, wird die Hauptrunde aber nicht derart dominieren wie im Vorjahr.
Fischtown Pinguins
Neuzugang in Bremerhaven mit ganz viel Erfahrung: Andy Miele.
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Personal: Kontinuität im Kader war einer der Erfolgsfaktor in Bremerhaven in den letzten Jahren und so verwundert es auch nicht, dass im Sommer erneut nur wenig am Kader verändert wurde. Mit Andy Miele (kam aus Wolfsburg) sowie Nationalspieler Nico Krämmer (München) wurde die Mannschaft mit zwei äußerst erfahrenen Kräften ergänzt, mit Bennet Roßmy (Düsseldorf) kam ein junger Deutscher mit Potenzial als Power Forward. Im Tor ersetzt Leon Hungerecker (Nürnberg) den nach Mannheim abgewanderten Maximilian Franzreb hinter Nummer eins Kristers Gudlevskis.
Die einzigen weiteren nennenswerten Abgänge sind die der Zwei-Wege-Spieler Vikingstad (Berlin) und Uher (Köln), den es aufgrund des Jobs seiner Frau in die Rheinmetropole zog. Auch der schwedische Abwehrroutinier Anders Grönlund (zurück nach Schweden) hinterlässt gerade für das Defensivspiel eine gewisse Lücke.
Stärken & Schwächen: Einfaches und direktes Spiel mit Zug zum Tor, dazu schnörkelloses und kompromissloses Defensivspiel in der eigenen Zone, das nur wenig zulässt, gepaart mit starkem Goaltending, sind Bremerhavens Schlüssel, die das Team zu einem der erfolgreichsten der letzten drei DEL-Jahre machten. Daran dürfte sich 2025/26 aufgrund der wenigen Personalwechsel nichts ändern.
Besonderes: Schon seit 2017 spielt Jan Urbas (36) in Bremerhaven, seit 2022 als Kapitän. 2018 rückte mit Miha Verlic (34) ein weiterer Slowene an die Seite seines Landsmanns. Seit 2020 komplettiert Ziga Jeglic (37) im deutschen Norden die längst als „Karawanken-Express“ in der Liga berühmt gewordene Sturmreihe, die seitdem Herz und Seele der Pinguins und ihrer Erfolge geworden ist. Doch wie lange noch? Zuletzt mehrten sich die Anzeichen, dass 2025/26 womöglich die letzte gemeinsame Spielzeit als Trio werden könnte.
kicker-Tipp: Fischtown wird einmal mehr zu den Spitzenklubs der DEL zählen. Für Platz eins nach der Hauptrunde nebst Finaleinzug wie 2023/24 fehlt aber die letzte Substanz und Kadertiefe.
Adler Mannheim
Hoffnungsträger im Mannheimer Angriff: Neuzugang Anthony Greco.
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Personal: Elf neue Spieler bedeuteten keinen kleinen Umbruch bei den Kurpfälzern, die allerdings viele Schlüsselspieler im deutschen Sektor behielten. Der Abgang von Torhüter Arno Tiefensee in die NHL-Organisation der Dallas Stars schmerzt allerdings. Ebenfalls gerne behalten hätten die Adler Verteidiger Nick Cicek, den es zurück nach Nordamerika in die Organsiation der Calgary Flames zog. Mit Daniel Fischbuch (Iserlohn statt Absteiger Düsseldorf), Markus Hännikäinen (Litvinov), MacInnis (Köln), Stefan Loibl (Straubing) oder Jyrki Jokipakka (Tappara Tampere) gingen weitere etablierte Kräfte.
Mit Schütz luxte Dallas Eakins, der Coach und Sportliche Leiter in Personalunion, den Kölner Haien einen dynamischen Nationalstürmer ab. Auch Alexander Ehl (kommt aus Düsseldorf) gehört zum engeren Aufgebot von Bundestrainer Harold Kreis. Anthony Greco schoss in der AHL schon über 30 Tore. Nicolas Mattinen war in Straubing 2023/24 „Verteidiger des Jahres“ in der DEL geworden, unterschrieb damals schon in Mannheim, ehe er doch noch Nordamerika ging. Nach nur 22 Spielen in der Organisation der Toronto Maple Leafs landete der Rechtsschütze nun im zweiten Versuch bei den Adlern.
Stärken & Schwächen: Kein Spieler mit mehr als 40 Scorerpunkten und keiner mit über 20 Toren, wie 2024/25, sind für ein Team mit den Ansprüchen der Adler zu wenig. Können die Neuzugänge Schütz (letztes Jahr 26 Hauptrunden-Tore und 46 Punkte) und Greco 2025/26 hier Abhilfe leisten? Wie schwer wiegen zudem die Abgänge von Tiefensee, Cicek und Jokipakka für die Stabilität der Defensive? Viel wird hier vom neuen Goalie-Duo Franzreb und Johan Mattsson abhängen.
Besonderes: Äußerst dünn besetzt präsentiert sich der Branchenkrösus auf den U-23-Positionen, auf denen einzig die Stürmer Maximilian Heim und Yannick Proske gesetzt sind. Mit Max Penkin haben die Adler allerdings ein Toptalent in der Hinterhand, dem – obwohl erst Mitte Juni 16 Jahre alt geworden – eine große Zukunft vorhergesagt wird und der schon in der kommenden Spielzeit erste Duftmarken setzen könnte. Wandelt der hochtalentierte Stürmer schon jetzt im Profibereich auf den Spuren von Tim Stützle und Moritz Seider?
kicker-Tipp: Alles andere als Titelambitionen sind in Mannheim nicht zu verkaufen, was den Druck nach dem letztjährigen Aus per „Sweep“ gegen die Eisbären im Halbfinale, nebst nur vier erzielten Treffern, nicht geringer macht. Für die Playoffs sind die Adler gesetzt, ein Eingriff ins Titelrennen käme jedoch überraschend.
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