College-Star Anderson: Noch eine Point-Guard-Hoffnung für Deutschland? – NBA – Basketball – diesportexperten.de
    
Christian Anderson verbindet deutsches Talent mit amerikanischer Basketball-Tradition. Der junge Point Guard ist nicht nur ein Star auf dem College-Court, sondern auch eine zentrale Figur in Deutschlands Basketball-Zukunft. Nun könnte er bei der EuroBasket 2025 erstmals A-Nationalmannschafts-Erfahrung sammeln und gegen Slowenien sein Debüt feiern.
Als die deutsche U-18 im vergangenen Sommer Europameister wurde, machte unter all den Talenten besonders ein Spieler auf sich aufmerksam, der noch nie in seinem Leben in Deutschland gespielt hat: Christian Anderson Jr. 31 Punkte legte der Point Guard im Finale auf, der auch vorher schon für die deutschen Junioren auflief – und 2022 MVP bei der U-16-B-EM war. Mittlerweile steht er auch bei NBA-Scouts auf dem Zettel – und träumt von einer großen Karriere. Kann er ein Hoffnungsträger für eine gute Zukunft des DBB-Teams sein?
Anderson Jrs Basketballreise begann früh – und außergewöhnlich. Geboren in Atlanta, Georgia, entwickelte sich Anderson schnell zu einem Star an der Lovett High School. Bereits als Sophomore stellte er mit 861 Punkten in einer Saison einen Rekord im Bundesstaat Georgia auf (mit durchschnittlich 29,7 Punkten pro Spiel und sogar einem 51-Punkte-Spiel). In seiner Junior-Saison legte er 26,1 Punkte und 4,1 Assists pro Spiel auf – mit drei Spielen über 40 Punkten. Mit diesen Leistungen erarbeitete sich Anderson einen Platz an der renommierten Oak Hill Academy, die als Talentschmiede für NBA-Spieler bekannt ist. Dort setzte er seinen Aufstieg fort: Mit 19,1 Punkten und 4,6 Assists pro Spiel gehörte er zu den vielversprechendsten Talenten seines Jahrgangs und wurde als Kandidat für das prestigeträchtige McDonald’s All-American-Spiel ausgewählt.
Ursprünglich entschied der Guard sich für die University of Michigan, insbesondere aufgrund seines engen Drahts zu Juwan Howard, der zuvor auch Franz Wagner bei Michigan coachte. Anderson schätzte Howards Vertrauen und die familiäre Atmosphäre im Programm. Doch nach Howards Entlassung im März 2024 entschied sich Anderson, sein Commitment zurückzuziehen. Stattdessen wählte er die Texas Tech Red Raiders in der Big 12 Conference – einer der stärksten Ligen im College-Basketball – als neue sportliche Heimat.
Bei Texas Tech zeigte Anderson auch im ersten Jahr auf dem College sein Potenzial. Mit durchschnittlich 10,6 Punkten, 3,0 Rebounds und 2,2 Assists bei einer Wurfquote von 42,9 Prozent spielt er eine wichtige Rolle für sein Team. Texas Tech qualifizierte sich auch als 3rd Seed für March Madness, wo erst in den Elite 8 gegen den späteren Champion Florida Schluss war.
Trotz seiner körperlichen Unterlegenheit beeindruckt Anderson mit einem herausragenden Drive und seiner Fähigkeit, am Korb abzuschließen. Sein High-School-Coach Mike Harner zeigte sich von Andersons Talent begeistert: „Es ist einfach phänomenal. Mit einigen Abschlüssen, die er unter Druck und inmitten von Verteidigern am Korb hinbekommt, bin ich immer wieder erstaunt, wie er das macht.“ Neben seiner Explosivität am Ring überzeugen auch seine starken Wurfqualitäten: In seiner letzten Saison an der renommierten Oak Hill Academy traf Anderson beeindruckende 45,2 Prozent seiner Dreipunktewürfe, und als Freshman bei den Red Raiders hält er bislang eine solide Quote von 41 Prozent von jenseits der Dreierlinie.
 
 Christian Anderson Jr. wurde 2022 MVP der U-16 EM.
 Michael C. Johnson-Imagn Images
Christian Anderson: Erfolg mit der deutschen Nationalmannschaft
Obwohl Anderson in den USA geboren und aufgewachsen ist, schlägt sein Herz auch für den deutschen Basketball. Durch die Wurzeln seines Vaters, der selbst Profi in Deutschland war und in Berlin geboren ist, spielt er seit Jahren für die deutschen Jugendnationalteams.
Den größten Erfolg hatte er dann 2024, als Anderson Deutschland zum angesprochenen ersten U-18-Europameisterschaftstitel führte. Mit durchschnittlich 20,3 Punkten, 5,0 Assists und 2,3 Rebounds pro Spiel war Anderson der überragende Spieler des Turniers. Seine 31 Punkte im Finale gegen Serbien zeigten, dass er auch unter Druck glänzen kann. „Es war ein unglaubliches Gefühl, Geschichte zu schreiben“, sagte Anderson im Interview mit Maize n Brew. Schon 2022 hatte er bei der U16-B-EM als MVP geglänzt und Deutschland zum Titel in der Division B geführt. 16,5 Punkten, 2,1 Assists und 2,4 Steals legte er auf.
Die Erfolge in der Jugend weckten auch das Interesse von NBA-Scouts. Beim „Basketball Without Borders“-Camp 2024 im Rahmen des NBA All-Star Weekends in Indianapolis konnte sich Anderson, zusammen mit seinem deutschem U-18-Kollegen und mittlerweile Neu-Nationalspieler Jack Kayil (KK Mega Basket), mit den besten Talenten seiner Altersgruppe messen. „Es ist eine großartige Plattform, um sich zu präsentieren“, sagte Anderson über das Event, bei dem auch DBB-Präsident Ingo Weiss anwesend war.
Christian Anderson: Nimmt Mumbru ihn mit zur EuroBasket 2025?
Christian Anderson hat sich mit seinem starken Auftritt bei der U19-WM weiter ins Rampenlicht gespielt. Der Spielmacher der Texas Tech University überzeugte als Motor des deutschen Teams und legte durchschnittlich 17,3 Punkte, 4,9 Rebounds und 6,6 Assists auf – letzteres war der beste Wert des Turniers. Auch im Finale gegen die USA zeigte er trotz der deutlichen Niederlage seine Klasse (18 Pkt, 5 Reb, 9 Ast), was ihm schließlich eine Nominierung für die All-Star Five einbrachte. Für viele ist Anderson der natürliche Nachfolger von Dennis Schröder – sogar der DBB-Kapitän selbst hat bereits öffentlich von ihm geschwärmt.
Die Frage bleibt jedoch: Ist Anderson schon bereit für das höchste europäische Niveau? Im vorläufigen EM-Kader steht er – doch Bundestrainer Alex Mumbru muss noch drei Spieler streichen, darunter wohl mindestens einen der fünf verbliebenen Point Guards (Schröder, Lo, Hollatz, Weidemann, Anderson) – wobei Schröder natürlich gesetzt ist. Vom Talent her bringt Anderson alles mit: Tempo, Übersicht, Spielwitz und Scoring. Doch ihm fehlt bislang jede Profi-Erfahrung. Sollte Mumbrú ihm als einzigem Schröder-Backup vertrauen, würde er vermutlich regelmäßig Minuten sehen. Ein mutiger Vertrauensbeweis – aber auch ein Risiko.
 
 Anderson träumt von der NBA.
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Christian Anderson: Der Traum von der NBA
Für Anderson ist die NBA das ultimative Ziel. „Ich will mich mit den Besten messen und auf höchstem Niveau spielen“, erklärt er selbstbewusst. Mit einer Kombination aus Spielintelligenz, Wurfstärke und seinen Führungsqualitäten hat er das Potenzial, diesen Traum zu verwirklichen. „Er hat bereits eine 15-jährige Basis im Basketball. Er hat nie daran gezweifelt, dass er etwas anderes machen will, und er zahlt diesen Preis“, erklärt sein Vater stolz.
Trotz seiner aktuellen Größe von 1,88 Metern könnte Anderson noch weiter wachsen – zumindest, wenn man seiner Entwicklungsbiografie und den Aussagen seiner Familie Glauben schenkt. Sein Vater, der selbst 1,98 Meter misst, und seine Mutter mit einer Größe von 1,75 Metern, lassen vermuten, dass Anderson als Spätentwickler weiterhin an Körpergröße zulegen könnte. In seiner Sophomore-Saison auf der High School war Anderson gerade einmal 1,72 Meter groß und wog lediglich 55 Kilogramm. Ein Arztbesuch damals bestätigte, dass sein Skelettsystem dem eines 12- oder 13-Jährigen entsprach – ein Indikator, dass sein Wachstum möglicherweise noch nicht abgeschlossen ist.
Seine Leistungen im College-Basketball sind ein wichtiger Baustein für seinen NBA-Traum. Doch Anderson sieht auch die deutsche Nationalmannschaft als bedeutenden Teil seiner Entwicklung. „Es ist eine Ehre, für eines der besten Teams der Welt zu spielen und ein Teil dieser Entwicklung zu sein.“
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